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Wichtige Begriffe

Was bedeutet Hochwasser für die Gesellschaft?

Hochwasser hat vielfältige Auswirkungen auf die Gesellschaft. Je nach Größe des Ereignisses können nur Einzelpersonen, aber auch ganze Gemeinden und die Wirtschaftsleistung einer Region betroffen sein. Die Folgen können sehr vielfältig sein:

Schäden an Eigentum und Infrastruktur: Hochwasser kann Häuser, Geschäfte und Infrastrukturen wie Straßen, Bahnlinien oder Stromleitungen beschädigen oder zerstören. Das führt nicht nur zu hohen Reparatur- oder Wiederherstellungskosten, sondern kann dazu führen, dass Menschen zeitweise ihren Wohnort verlieren.

Wirtschaftliche Auswirkungen: Sind Unternehmen von Hochwasser betroffen, können wirtschaftliche Einbußen oder auch Einkommensverluste entstehen. Je nach Wirtschaftszweig kann es zum Ausfall ganzer Lieferketten kommen.

Gesundheitliche Risiken: Hochwasser hat gesundheitliche Risiken. Neben der Gefahr, die während des Ereignisses auftritt, kann Hochwasser auch indirekt gesundheitliche Risiken haben beispielsweise durch die Kontamination von Trinkwasserquellen.

Soziale und psychologische Auswirkungen: Die Erfahrung eines Hochwasser-Ereignisses und der Verlust von Hab und Gut sowie von persönlichen Gegenständen können tiefgreifende psychologische Auswirkungen wie Angst oder Depressionen haben. Diese Auswirkungen werden in der Bewertung oft vernachlässigt.

Umweltauswirkungen: Hochwasser kann auch erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt haben, indem es Lebensräume zerstört und die lokale Flora und Fauna beeinträchtigt. Zudem können Chemikalien und andere Schadstoffe in die Umwelt freigesetzt werden, was langfristige Schäden verursachen kann.

Wie wahrscheinlich sind Hochwasserereignisse?

Hochwasserereignisse können sehr unterschiedlich sein und Ausmaß, Dauer und Auswirkungen hängen von vielen Faktoren ab. Ein wichtiger Faktor ist Niederschlag. Niederschlagsereignisse können sehr unterschiedlich sein – von lokalen Starkniederschlägen bis hin zu langanhaltendem, großflächigem Dauerregen. Hinzu kommen Faktoren wie zum Beispiel die Wassersättigung des Bodens oder die Auswirkungen der Schneeschmelze.

Durch die Einordnung von Hochwasser in einen Kontext können wir uns einfacher mit Fragen wie der Gefahr für Leib und Leben, gefährdeten Schutzgütern und dem Stellenwert von Hochwasser als natürlichen Prozess befassen.

Die Auseinandersetzung mit Hochwasser hat zum Beispiel Begriffe wie das “100-jährliche Hochwasser” (kurz auch HQ100) hervorgebracht, die sich auch im alltäglichen Sprachgebrauch wiederfinden. Solche Begriffe sind entscheidend, um Überschwemmungen und ihre Häufigkeit in einen Zusammenhang zu stellen.

Im Juni 2013 wurde der Wert des “100-jährliches Hochwassers” an vielen Gewässern in Österreich überschritten. Es kam zu großen Überflutungen. Das Bild zeigt ein Beispiel ausgehend von der Salzach in Oberndorf bei Salzburg.

Was bedeuten HQ100, HQ30 und HQ300?

Beschäftigt man sich mit Hochwasserrisikomanagement, tauchen immer wieder die Begriffe HQ100, HQ30 und HQ300 auf. Diese Begriffe sind auch in der Gefahrenzonenplanung wichtig und beschreiben die statistische Wahrscheinlichkeit eines Hochwassers für ein bestimmtes Gebiet. Man spricht auch von der statistischen Wiederkehrwahrscheinlichkeit.

Um die statistischen Wahrscheinlichkeiten eines Hochwassers zu ermitteln, werden die jährlichen Höchstwerte des Abflusses (Abflussspitzen) an einer Pegelstelle gemessen. Eine solche Pegelstelle ist ein fixer Ort an einem Fluss, an dem die Höhe des Wassers und die Durchflussmenge gemessen werden. Mittels sogenannter Extremwertstatistik wird anhand der gemessenen Abflussspitzen dann die Wahrscheinlichkeit eines Hochwasserereignisses berechnet.

HQ100 (“100-jährliches Hochwasser”) bedeutet also zum Beispiel, dass ein bestimmtes Hochwasserereignis mit einem bestimmten Abflusswert über einen unendlich langen Zeitraum statistisch gesehen durchschnittlich alle 100 Jahre auftritt.

In anderen Worten: Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser bestimmte Abflusswert in einem Jahr überschritten wird, liegt bei 1:100. Dies kann man auf beliebige Ereignisse übertragen. Im Gefahrenzonenplan werden beispielsweise auch das “30-jährliche Hochwasser (HQ30)” (häufiges Ereignis mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:30) und das “300-jährliche Hochwasser (HQ300)” (seltenes Ereignis mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:300) dargestellt. Mit diesem Verfahren lässt sich dann auch die Abflussmenge bei Hochwasserereignissen mit unterschiedlichen Jährlichkeiten ermitteln.

Zur Abbildung: Das Diagramm zeigt beispielhaft, wie aus Pegeldaten Bemessungswerte abgeleitet werden. Bemessungswerte haben einen gewissen Unsicherheitsbereich, der verringert werden kann, wenn lange Zeitreihen verfügbar sind. Je größer Ereignisse sind, desto größer ist auch der Bereich der Unsicherheit, da hier vergleichsweise wenige Beobachtungen vorliegen.

Kommt HQ100 wirklich nur alle 100 Jahre vor?

Wie oft ein bestimmtes Hochwasserereignis auftritt, ist eine Schätzung, die auf dem langfristigen durchschnittlichen Wiederkehrintervall basiert. Das bedeutet allerdings nicht, dass beispielsweise zwischen zwei HQ100-Ereignissen tatsächlich genau 100 Jahre liegen. Die Natur hält sich nicht an definierte, planbare Zeitspannen und so können Jahrhunderthochwasser auch in kürzerer Zeit aufeinander folgen. Spätestens die Hochwasserereignisse an der Donau 2002 und 2013 haben uns das schmerzlich vor Augen geführt. Innerhalb von nur 11 Jahren wurde dabei der statistisch ermittelte HQ100-Wert (rot strichlierte Linie) zweimal erreicht bzw. überschritten – das zeigen auch die Messungen am Pegel Hainburg an der Donau.

Die Bemessungswerte können sich natürlich auch ändern. Veränderungen durch den Klimawandel, Nutzungsänderungen im Einzugsgebiet, oder Wiederanbindungen von Überflutungsräumen können dazu führen, dass Bemessungswerte angepasst werden müssen. Insbesondere an kleineren Gewässern gibt es oftmals keine Pegelmessreihen. Dort können als Ersatz sogenannte Niederschlags-Abfluss-Modelle zum Einsatz kommen.

Die Pegelstellen zur Messung der Abflusswerte werden in Österreich vom Hydrographischen Dienst (kurz: HD) betrieben und ihre Werte können über das eHyd-Portal abgerufen werden. Unter dem Reiter „Aktuelle Daten – Pegel aktuell“ können für über 300 Pegel-Stationen die Abflusswerte in Echtzeit eingesehen werden und du siehst in der Karte sofort, wo aktuell Hochwasser auftritt.

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