Leitprozesse sind zentrale Elemente in der Gefahrenzonenplanung. Sie definieren die in einem Einzugsgebiet ablaufenden Hochwasser- und Feststoffprozesse. Der Einfluss von Geschiebe und Feststoffen beeinflusst die Abflussmenge und das Schadensbild eines Hochwasser-Ereignisses maßgeblich. Daher ist eine Betrachtung der Leitprozesse ganz entscheidend. Die Topographie eines Gewässers und die Geologie des Einzugsgebiets sind dabei wichtige Faktoren.
Leitprozesse sind spezielle Abflussprozesse, die während eines Hochwassers in einem bestimmten Gewässerabschnitt dominieren. In der Praxis hat sich eine Einteilung in die weiter unten beschriebenen Leitprozesse durchgesetzt. Zwischen den einzelnen Kategorien bestehen jedoch Übergangsbereiche und Erosion und Ablagerung sorgen für ständige Veränderungen entlang eines Flusses.
Hierbei wird Wasser mit geringer Feststoffkonzentration transportiert, und die Hauptgefahr geht von den Wassermassen selbst aus. Insbesondere in flachen Regionen und bei sogenannten Tieflandgewässern dominiert dieser Prozess.
Es findet ein leichter Geschiebetransport statt, bei dem kleinere Feststoffe entlang des Flussbetts transportiert werden.
Dieser Prozess ist durch eine höhere Feststoffkonzentration gekennzeichnet. Es werden größere Mengen an Geschiebe entlang des Flussbetts bewegt, was zu einer erhöhten Gefährdung führen kann.
Ein Prozess, bei dem Feststoffe im Dezimeterbereich mit hoher Geschwindigkeit transportiert werden. Es handelt sich um ein sehr dynamisches Ereignis, das insbesondere in alpinen Regionen häufig vorkommt.
Ein Murgang bezeichnet einen Strom aus Wasser und Feststoffen, der eine sehr hohe Feststoffkonzentration aufweist. Murgänge sind besonders gefährlich, da sie in Schüben ablaufen und große Zerstörungskraft besitzen.
Die Identifikation der Leitprozesse ist für die Gefahrenzonenplanung unerlässlich. Sie ermöglicht es, die maßgeblichen Ereignisse zu definieren, die die Grundlage für die Planung von Schutzmaßnahmen und die Ausweisung von Gefahrenzonen bilden. Jeder Leitprozess bringt spezifische Gefährdungen mit sich, die bei der Identifikation von Gefahrenzonen berücksichtigt werden müssen. Insbesondere führt die Einstufung in Leitprozesse zu wesentlich realistischeren Ergebnissen, denn wenn Feststoffe unberücksichtigt bleiben, werden mögliche Gefahren schnell unterschätzt.
Die Bestimmung des dominierenden Leitprozesses in einem Gewässerabschnitt ermöglicht die Entwicklung gezielter Maßnahmen zur Risikominderung und zur Prävention von Naturgefahren. Beispielsweise erfordern Bereiche, in denen Murgänge dominieren, spezifische Schutzmaßnahmen zum Rückhalt von Geschiebe.
Leitprozesse sind entscheidende Elemente in der Gefahrenzonenplanung. Sie bestimmen, welche Naturereignisse in einem Gebiet dominieren und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um Menschen, Siedlungen und Infrastrukturen zu schützen.
Zur Identifikation von Leitprozessen wurde ein eigener Arbeitsbehelf erstellt. Er beinhaltet eine anerkannte Methodik zur Identifikation dieser Prozesse stellt sicher, dass alle relevanten Faktoren berücksichtigt werden.
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Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft
Abteilung I/6 – Hochwasserrisikomanagement
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