Die Gefahrenzonen im Gefahrenzonenplan lassen sich von der Wassertiefe und der Fließgeschwindigkeit bei einem HQ100-Hochwasser (Hochwasser mit mittlerer Wahrscheinlichkeit) ableiten. Als Rote Gefahrenzone werden jene Bereiche ausgewiesen, die bei solchen Hochwasserereignissen derart gefährdet sind, dass ihre dauerhafte Nutzung für Siedlungs- und Verkehrszwecke aufgrund der erwarteten Schäden entweder unmöglich oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich ist.
Die Einteilung in rote und gelbe Gefahrenzonen erfolgt anhand des unten abgebildeten Diagramms und richtet sich nach der Kombination von Fließgeschwindigkeit und Wassertiefe. Als Rote Gefahrenzonen sind darüber hinaus das Gewässerbett und Flächen auszuweisen, in denen die menschliche Gesundheit erheblich gefährdet ist oder mit schweren Beschädigungen oder Zerstörungen von Gebäuden und Infrastrukturen zu rechnen ist. Insbesondere gilt das auch für Bereiche des Ufers, die erosionsgefährdet sind und dadurch abrutschen oder anreißen können.
Alle weiteren Flächen, die bei einem HQ100 Hochwasser betroffen sind, werden als Gelbe Gefahrenzonen ausgewiesen. Auf diesen Flächen können unterschiedliche Gefährdungen oder Beeinträchtigungen der Nutzung für Siedlungs- und Verkehrszwecke auftreten. Außerdem sind Beschädigungen von Bauobjekten und Verkehrsanlagen möglich. Die Nutzung dieser Flächen für Siedlungszwecke ist daher eingeschränkt.
Die genaue Wirkung dieser Zone ist in den Bundesländern unterschiedlich.
Neben den ausgewiesenen Gefahrenzonen gibt es auch Gebiete mit geringer Wahrscheinlichkeit für Gefährdungen. Diese werden basierend auf Hochwasserereignissen mit niedriger Wahrscheinlichkeit (HQ300 oder Extremereignisse) ausgewiesen. Man spricht auch von Restrisikogebieten, weil von diesen Ereignissen auch Bereiche betroffen sein können, für die in der Vergangenheit Hochwasserschutzanalagen errichtet wurden. In der Regel sind diese Anlagen auf Hochwasserereignisse mit mittlerer Wahrscheinlichkeit ausgelegt. Das heißt, dass die Anlagen bei HQ100-Ereignissen Hochwasserschäden verhindern. Es bleibt jedoch ein Restrisiko bestehen, das sich beispielsweise durch das Überschreiten des Schutzgrades bzw. die erhöhte Schadenswirkung bei Versagen von Schutzmaßnahmen ergibt.
Zonen mit einer niedrigen Wahrscheinlichkeit für Gefährdung, die sich im Wirkungsbereich von Hochwasserschutzanlagen befinden und bei denen im Überlastfall mit höheren Schadenswirkungen zu rechnen ist, werden rot schraffiert. Alle übrigen Flächen, die bei Hochwasserereignissen mit niedriger Wahrscheinlichkeit (HQ300 oder Extremereignisse) betroffen sind, werden gelb schraffiert.
Der Kartenausschnitt zeigt dafür Beispiele. Bereiche, in denen flussnahe Gebäude zwar durch einen Hochwasserschutzdamm geschützt sind, im Überlastfall jedoch dennoch betroffen bleiben, sind rot schraffiert. Bereiche, in denen keine Schutzanalagen vorhanden sind und in denen die Ausuferung durch die natürlichen Gegebenheiten im Falle eines HQ300 Ereignisses größer ist als bei HQ100 Ereignissen (=Gelbe Gefahrenzone), sind gelb schraffiert.
Neben den unterschiedlichen Gefahrenzonen, beinhaltet der Gefahrenzonenplan auch sogenannte Funktionsbereiche. Diese Funktionsbereich überlagern die Gefahrenzonen. So kann beispielsweise ein Funktionsbereich auch „über“ einer Gefahrenzone liegen – es gilt für diesen Bereich somit die Gefahrenzone und der ausgewiesene Funktionsbereich.
Besondere Bedeutung hat der rot-gelb schraffierte Funktionsbereich, der basierend auf einem Ereignis mit geringer Wahrscheinlichkeit (HQ300) ausgewiesen wird. Die Ausweisung von rot-gelb schraffierten Funktionsbereichen erfolgt für jene Bereiche, in denen große Abflüsse (Abflusskorridore) oder ein erheblicher Hochwasserrückhalt stattfinden. Diese Bereiche erfüllen somit bei einem Hochwasserereignis eine bestimmte Funktion.
Rot-gelb schraffierte Funktionsbereiche kennzeichnen Überflutungsflächen mit einem großen Potenzial für den natürlichen Hochwasserrückhalt, sowie Flächen, deren Rückhaltewirkung dazu beiträgt, das Gefährdungspotentzial in anderen Gebieten zu verringern.
Die Ausweisung dieser Funktionsbereiche ist ein wichtiger Arbeitsschritt in der Gefahrenzonenplanung. Zusätzlich umfassen die rot-gelb schraffierten Funktionsbereiche auch sogenannte Abflussgassen.
Im Falle von abflussbeeinträchtigenden Maßnahmen auf diesen Flächen sind negative Auswirkungen auf das Abflussverhalten des Gewässers zu erwarten. Dadurch wird das Schadenspotenzial in anderen Bereichen ggf. verschärft. Schaltet man beispielsweise wichtige Retentionsräume aus, so fließt das Wasser schneller und konzentrierter ab und ufert an anderen Orten früher und stärker aus. Daher kommt dem Funktionsbereich in der räumlichen Entwicklung sowie in der Raum- und Flächenwidmungsplanung eine entscheidende Bedeutung zu. Aus wasserwirtschaftlicher Sicht müssen diese Räume in jedem Fall von einer Bebauung freigehalten werden.
Als blaue Funktionsbereiche werden jene Flächen gekennzeichnet, die für die Aufrechterhaltung wichtiger Funktionen, sowie für die Durchführung geplanter Hochwasserschutzmaßnahmen benötigt werden. Eine Ausweisung derartiger Flächen wird vor allem dann vorgenommen, wenn konkrete Planungen für solche Maßnahmen vorliegen. Solche Flächen können auch außerhalb der von Hochwasser betroffenen Flächen liegen, insbesondere dann, wenn Maßnahmen zum technischen Hochwasserrückhalt geplant sind. Das Beispiel zeigt einen blauen Funktionsbereich entlang des Gewässers.
In den meisten Gefahrenzonenplänen werden die vom jeweiligen Gefahrenzonenplan potenziell betroffenen Gebäude rot eingefärbt. So kann auf den ersten Blick abgeschätzt werden, ob für ein Gebäude eine Gefährdung besteht oder nicht. Zusätzlich sollte man natürlich auch die Zone betrachten, die an das Gebäude grenzt. Liegt deine Liegenschaft oder dein Gebäude in einer bestimmten Zone, solltest du auf jeden Fall weitere Informationen einholen. Erste Anlaufstelle kann dazu beispielsweise die Gemeinde sein.
Die Zonen im Gefahrenzonenplan berücksichtigen nur Hochwasser, das von unseren Flüssen ausgeht. Ein Prozess, der nicht berücksichtigt wird, ist Hochwasser durch Oberflächenabfluss. Gerade dieser Abfluss wird aber aufgrund des Klimawandels immer stärker. Insbesondere Starkregenereignisse können auch fernab von Gewässern zu erheblichen Überflutungen führen. Eine gute erste Informationsquelle ist die bundesweite Gefahrenhinweiskarte Oberflächenabfluss, die dir helfen kann einzuschätzen, ob du von Hochwasser durch Oberflächenabfluss betroffen sein könntest.
Du möchtest noch ein Video zur Erstellung von Gefahrenzonenplänen sehen? Dann kannst du dir hier einen kurzen Überblick verschaffen.
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Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft
Abteilung I/6 – Hochwasserrisikomanagement
Marxergasse 2
1030 Wienhochwasserrisikomanagement[at]bml.gv.at
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